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Heidjerhaus » Geschichte des Hauses

Dreiständerhaus von 1710

Das Heidjerhaus ist Hösseringen ist ein über 300 Jahre altes Fachwerkhaus. Es wurde 1710 erbaut und stand ursprünglich knapp 20 km entfernt in Stadorf, ebenfalls im Landkreis Uelzen. Die Findlinge des Fundaments stammen von der abgerissenen Napoleonbrücke in Bad Bodenteich.

Das Heidjerhaus ist ein Dreiständerhaus und somit eine Zwischenform aus Zwei- und Vierständerbau. Die Deckenbalken reichen von Außenwand zu Außenwand und werden im Haus noch einmal durch eine Holzstütze getragen. Es handelt sich somit um durchlaufende Balken auf drei Stützen. Von außen lässt sich der Haustyp oft an der Asymmetrie erkennen. Diele und Tor befinden sich nicht direkt unter der Firstspitze.

Die stützenden Eichenbalken im Inneren prägen das Heidjerhaus noch heute, ebenso wie die große, asymmetrisch versetzte Eingangstür.

Rückbau und Neuaufbau 1980

Den Umzug des historischen Gebäudes nach Hösseringen initiierte der Psychologe und Musiktherapeut Prof. Hans-Helmut Decker-Voigt. Er ließ die Balken, Backsteine, Sparren, Streben und Fundamentsteine sorgsam abbauen und 1980 nach Plänen des Architekts Werner Pfeiffer an ihrem neuen Standort wieder aufbauen. So entstand auf dem ehemaligen Schulhof der alten Schule in Hösseringen ein Seminarhaus.

Musiktherapie für Körper und Seele

Prof. Decker-Voigt war Direktor des Instituts für Medien- und Ausdruckstherapie und richtete in dem Fachwerkhaus 14 Zimmer und Seminarräume für Teilnehmer von Zusatz- und Aufbaustudiengängen für Sozialpädagogen und Therapeuten ein. Jedes Zimmer trug den Namen einer Muse.

Die Einweihung des Institutsgebäudes fand 1982 statt. Das Haus erhielt den Namen Professor-Finkel-Haus – zu Ehren des 1980 im Alter von 40 Jahren verstorbenen Prof. Dr. Klaus Finkel, einem Freund Decker-Voigts und Mitinitiator des Instituts. Ihm war es ein Anliegen gewesen, durch Musiktherapie Körper und Seele in Einklang zu bringen. Nach mehreren Jahren wurde der Seminarbetrieb an einen anderen Standort verlagert und das Haus stand zunächst leer.

Wohn- und Verlagshaus ab 1988

1988 erwarb das Autoren- und Verlegerehepaar Halwart und Mila Schrader das Professor-Finkel-Haus sowie die benachbarte, ebenfalls leer stehende alte Schule in Hösseringen – damals noch im Zonenrandgebiet gelegen – und zog mit seinen drei Töchtern von München in die Lüneburger Heide. Bis das Schulhaus 1990 renoviert als Wohnhaus bezogen werden konnte, lebte die Familie im heutigen Heidjerhaus.

Ab Mitte 1990 war das Haus Sitz des Redaktionsbüros Halwart Schrader, des Schrader Verlages und später der Edition :anderweit, die Mila Schrader ins Leben rief: ein Verlag mit Büchern über die Wiederverwendung von historischen Baustoffen.

Ferienwohnung ab 2005

2004 eröffnete Mila Schrader im Schulhaus ein Dorfcafé mit Tante-Emma-Laden und Gästezimmern und renovierte parallel dazu das Heidjerhaus, ließ im Obergeschoss ein Bade- und ein Schlafzimmer einrichten und verwandelte das Erdgeschoss in eine Ferienwohnung. Die Vermietung an Feriengäste begann im Frühjahr 2005. Im Obergeschoss des Heidjerhauses blieb Halwart Schrader mit seinem Redaktionsbüro.

Knapp 20 Jahre lang betrieb Mila Schrader erfolgreich die Ferienwohnung im Heidjerhaus – bis sie anlässlich ihres 80. Geburtstages die Vermietung in die Hände ihrer Tochter Julia Voigt legte. Seit Januar 2024 kümmert sich Julia Voigt gemeinsam mit ihrem Partner Marian Bieber um die Ferienwohnung.

Jaguar, Victoria, Prinz – die Namen der Zimmer

Die Namen der Räume im Heidjerhaus haben einen Bezug zur verlegerischen Arbeit, der das Ehepaar Schrader vor dem Umbau und der Umnutzung zum Gästehaus hier nachging. Im Heidjerhaus entstanden nicht nur Bücher zur Bauhistorie, sondern auch unzählige Titel zum Thema Motorgeschichte.

Jaguar ist bekanntlich der Name einer britischen Automarke – der erste so bezeichnete Roadster war 1936 ein rassiger Sechszylinder. Halwart Schraders Jaguar-Bücher sind Standardwerke der Branche und erlebten viele Auflagen. Die Firma Jaguar befindet sich seit 2008 im Besitz des indischen Tata-Konzerns: Wildkatzen gehören eben in den Dschungel …

Victoria bezeichnet zum einen eine Motorradmarke, die es schon 1901 gab und große Bedeutung erlangte. 1905 entstand bei Victoria in Nürnberg aber auch ein Auto, eine so genannte Voiturette, zu haben mit 7- oder 10-PS-Zweizylindermotor. Von 1907 bis 1909 bot Victoria auch Vierzylindermodelle an. Ein zweisitziger, sportlicher 250-ccm-Kleinwagen mit Namen Victoria Spatz wurde 1956 bis 1958 produziert.

Prinz – das war der Name eines anderen, einst sehr populären Autos, gebaut von der Firma NSU und in der Wirtschaftswunderzeit fast ebenso bekannt wie der VW Käfer. Die von 1958 bis 1967 unter diesem Namen verkauften Heckmotorautos erlebten eine Auflage von fast einer Million.